Maßnahmen zum Hochwasserschutz

Diese Woche berichtete Radio Mainwelle, der Nordbayerischer Kurier und TV-Oberfranken über die aktuelle Situation zum Hochwasserschutz der Ortschaft Nankendorf bei . Dabei wurde der 75-jährige Konrad Sebald, Mühlenbesitzer an der mehrmals interviewt.

Titel-Abb.: Die Nankendorfer der Familie Sebald

Konrad Sebald schilderte, welche Gefahren die Wiesent bei Schneeschmelze und bei einem starken Sommergewitter wie zuletzt im Sommer 2013 für die Bewohner an dem Gewässer mit sich bringen können.

„Ich habe schon mehrfach Vorschläge gemacht, wie das Problem mit relativ einfachen Mitteln zu lösen wäre. Etwa durch den Einbau von zwei rund drei Meter breiten sogenannten Schützen in seinem . So könnten die Wassermassen nach starkem Regen rasch abfließen, wenn diese geöffnet sind. Ergänzt durch eine Flutmulde auf Höhe der Fischweiher in Richtung Waischenfeld vor dem Sägewerk. Die jetzige alte Schütze muss man per Hand mit Hilfe einer Kette hochziehen, wenn das Wasser steigt. Lebensgefährlich sei das.“ – Konrad Sebald

Nordbayerischer Kurier, 14.06.2016

Nankendorf ist der einzige Stadtteil von Waischenfeld, wo kein Hochwasserschutz existiert. Doch die Studien und Pläne für einen Hochwasserschutz reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Dennoch wurde trotz mehrfachen und großen Überflutungen keine Maßnahmen in die Tat umgesetzt.

Zuletzt wurde das Thema öffentlich in der , im Februar diesen Jahres in Nankendorf von einigen besorgten Bürgern angesprochen:

Dabei konnte 1. Pirkelmann der Stadt Waischenfeld versichern, dass zur Zeit keine Förderprogramme für die Situation in Nankendorf vorhanden sind. Bei einem möglichen Jahrhunderthochwasser wären zu wenige Menschen und Gebäude zu schützen. Die Priorität der Situation in Nankendorf werde von der Bayerischen Regierung als sehr gering eingestuft.

Auf die Nachfrage nach Einzelmaßnahmen für die alle 3-5 Jahre auftreten, wie etwa die alte Holzbrücke an der Mühle durch einen Neubau zu ersetzen, sodass das Wasser schneller abfließen kann, musste Pirkelmann ebenfalls verneinen. Dies sind Gewässer des Freistaats . Dritter Bürgermeister Neuner äußerte, es müsse verstärkt bei der Bayerischen Regierung nachgefragt werden.

Einen Hochwasser-Schutz für Nankendorf werde ich nicht mehr erleben.

1. Bürgermeister Pirkelmann, Bürgerversammlung Nankendorf, Februar 2016
Abb.: Das Wehr an der Nankendorfer Mühle
Abb.: Die alte Holzbrücke an der Nankendorfer Mühle

Die letzte Studie in Form eines Erläuterungsbericht Maßnahmen zur Verbesserung der Hochwasserabflusssituation Nankendorf-Waischenfeld wurde im April 2012 vom Hof in Auftrag gegeben. Dieser Bericht wurde im Jahr 2014 in einer öffentlichen Stadtratssitzung in Waischenfeld vorgestellt, welcher uns schriftlich vorliegt.

Abb.: Der Erläuterungsberichts zu Maßnahmen zur Verbesserung der Hochwassersituation in der Ortschaft Nankendorf

Unter Punkt 2 wird der Zweck des Vorhabens erläutert:

Die tiefer gelegene Ortsteile von Nankendorf, zwischen und dem südlichen Ortsrand gelegen, werden immer wieder von erhöhten Abflüssen im Gewässer Wiesent mit Überflutungen heimgesucht. An der Mühle Nankendorfs finden sich entsprechende historische Hochwassermarken – aber auch aus der jüngsten Vergangenheit sind Hochwasserabflüsse aufgetreten, die zu teils größeren Überschwemmungen geführt haben. Exemplarisch sollen hier die Hochwässer der Jahre 1995 und 2010 erwähnt werden, wo Abflüsse der Jährlichkeiten 20 und größer zu Schäden geführt haben.

Deshalb hat der Bezirk Oberfranken, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Hof, der Ingenieursgesellschaft für das Bauwesen – Josef Wolf und Söhne GmbH den Auftrag erteilt, im Rahmen einer Studie Möglichkeiten zu erarbeiten und vorzustellen, die für den Bereich Nankendorfs einen schadlosen Hochwasserabfluss bis zum 100jährlichen Abflussereignis zuzüglich Klimazuschlags, das sind Q = 46m³/s, gewährleisten. Das sind einmal Maßnahmen am Gewässer Wiesent, die zu einer schadlosen Ableitung beitragen und zum anderen Rückhaltebecken oberhalb der Ortschaft; mit Zustimmung des WWA Hof hat den Teilbereich der Hochwasserabflussermittlung und der Hochwasserrückhaltung das Ingenieurbüro Winkler und Partner GmbH, Stuttgart, erarbeitet.

Erläuterungsbericht Maßnahmen zur Verbesserung der Hochwasserabflusssituation Nankendorf-Waischenfeld

Unter Punkt 4.2.1 wird die Ausgangssituation für die Abflussverbesserung erläutert:

Im Rahmen der Studie ist zunächst das Leistungsband des Gewässers „Wiesent“ in Nankendorf ermittelt worden. Es beträgt unter den heutigen baulichen Gegebenheiten und (hydraulischen) Restriktionen Q Basis = ca. 17 m³/s, was etwa einem 10 bis 20jährlichem Hochwasserabfluss entspricht. Alle Abflussmengen, die über diesem Wert liegen, führen zu Ausuferungen und Überschwemmungen in Nankendorf. […]

Völlig anders sieht die Situation bei einem HQ100-Abfluss aus. Wie die Planbeilage [siehe unten Geoportal Karte mit Überschwemmungsgebieten] zeigt, sind dann weite Bereiche der tiefer liegenden Ortslage überflutet. […] Südlich der Staatsstraßenbrücke [sind] insgesamt fünf Wohnanwesen und sieben Nebengebäude betroffen. Nördlich der Wiesentquerung im Zuge der St 2191 werden keine Wohnanwesen und sieben Nebengebäude von dem HQ100-Abfluss betroffen.

Die wesentlichen Problempunkte an der „Wiesent“ in Nankendorf sind:

a) Bereich nördlich der Staatsstraßenbrücke

die Einengung des Talraumes durch Bebauung

Staatsstraßenbrücke

das geringe Fließgefälle der Wiesent

b) Bereich südlich der Staatsstraßenbrücke

die Holzbrücke an der Mühle

die Einengung des Talraumes durch Bebauung

das Wehr an der Mühle

das geringe Fließgefälle der Wiesent

Erläuterungsbericht Maßnahmen zur Verbesserung der Hochwasserabflusssituation Nankendorf-Waischenfeld
Abb.: Das Wehr bei Hochwasser im Jahr 2010
Abb.: Die alte Holzbrücke bei Hochwasser im Jahr 2010

Unter Punkt 4.2.2 werden Lösungsvorschläge für die Abflussverbesserung erläutert:

a) Bereich nördlich der Staatsstraßenbrücke

Rückhaltebecken oberhalb der Ortschaft

Entlastungsmulde

Uferrücknahme

Gewässerbett aufzuweiten

Ufermauern

b) Bereich südlich der Staatsstraßenbrücke

Unterirdische Entlastungsgerinne

Holzbrücke an der Mühle abbrechen und Brückenneubau auf Höhe des Feuerwehrgerätehauses

Ufermauern und Deiche mit deutlich geringerer und vertretbarer Bauhöhe

Binnenentwässerung mittels Schöpfwerk

Zu den Maßnahmen im einzelnen: […] Versetzen der Holzbrücke an der Nankendorfer Mühle:

Wie bereits erwähnt, stellt die bestehende Holzbrücke an der Nankendorfer Mühle ein Abflusshindernis selbst bei kleineren Hochwässern dar. Das heißt, insbesondere beim Bemessungsfluss HQBem und der damit verbundenen völligen Überströmung des Querbauwerks, findet ein Rückstau bis zum Mühlenwehr statt und reduziert dort die Überfallleistung.

Eine einwandfreie Verbesserung dieser örtlichen Situation ist nur möglich, wenn die höhergesetzt würde. […]

Erläuterungsbericht Maßnahmen zur Verbesserung der Hochwasserabflusssituation Nankendorf-Waischenfeld

Mithilfe des vom Geoportal Bayern, dass von der Bayerischen Staatsregierung bereitgestellt wird, können nun ab Juni 2016 auch Karten von Überschwemmungsgebieten und Hochwassergefahren (WMS)  der Geodateninfrastruktur Bayern eingesehen werden. Direktlink zur Karte Nankendorf Überschwemmungsgebieten.

Abb.: Geoportal Karte mit Überschwemmungsgebieten (Nankendorf Nord) – Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, www.lfu.bayern.de
Abb.: Geoportal Karte mit Überschwemmungsgebieten (Nankendorf Süd) – Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, www.lfu.bayern.de
Abb.: BayernAtlas Geoportal Legende mit Überschwemmungsgebieten – Datenquelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, www.lfu.bayern.de

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3 Kommentare

  1. Hubert Sebald
    15. Juni 2016 20:42

    Super Artikel. Lob an den Autor. Zum Thema: Ich finde es schade das hier noch keine Lösung umgesetzt wurde.

  2. Martin Sebald
    15. Juni 2016 21:12

    Ich finde Deinen Beitrag überaus gelungen, aufschlussreich und sehr informativ. Ich finde es ebenso sehr bedauernswert dass auch nachdem Jahrzehnte seit den ersten Sitzungen zum Thema Hochwasserschutz an der Wiesent zu Nankendorf vergangen sind, noch immer keine Planung in Aussicht gestellt wurde.

  3. Veronika Hartmann
    15. Juni 2016 22:32

    Interessanter Artikel, vor allem die Geoportal-Karte zeigt das ganze Ausmaß eines Hochwassers. Sehr detailliert beschrieben, aber wie oben schon erwähnt, ist eine Lösung des Problemes noch nicht in Aussicht.

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