Historische Ansichten Teil 5

Nach über einem Jahr seit der Veröffentlichung des letzten Teils der Serie „ – Wie sah Nankendorf im letzten Jahrhundert aus?“ geht es nun mit dem fünften Teil weiter. Wir haben dazu besondere Fotos aus alten Familienalben ausgewählt und möchten Ihnen diese hier vorstellen.

Abb.: Die in Nankendorf aus dem Bildband „Die – Der Fluß, die Burgen und das Licht“ im Winter 1989/1990 aus Sicht vom

Der folgende Textabschnitt stammt von Jürgen Franzke aus „Der Fluß der Erinnerung“ aus dem Bildband „Die Wiesent – Der Fluß, die Burgen und das Licht“. Man bekommt dadurch einen lebendigen Einblick in die Zeit vom Winter 1989/1990 der Familiengeschichte Sebald und Nankendorf.

Der Bildband erschien 1990 im Stürz Verlag unter der ISBN 3-8003-0368-X. Dabei möchten wir uns recht freundlich für die Genehmigung der Veröffentlichung von Herrn Dolop und Herrn Franzke aus Nürnberg bedanken.

Titel-Abb.: Einband des Bildbandes „Die Wiesent – Der Fluß, die Burgen und das Licht“

Die Wiesent, der Fluß im Herzen der Fränkischen Schweiz verspricht durch seine faszinierende Eigenart und romantische Atmosphäre auch heute noch ein intensives Naturerlebnis. Das Tal mit seinen Burgruinen, alten Mühlen, geheimnisvollen Tropfsteinhöhlen und verträumten Dörfern zeigt die unverwechselbare Schönheit der wohl reizvollsten Gegend in Franken.“

Prolog – Bildband „Die Wiesent – Der Fluß, die Burgen und das Licht“

Wir kommen in Nankendorf an. Hier besitzt die Familie Sebald seit etwa 1720 eine Mahlmühle. Ich steige aus dem Auto und gehe um das Mühlengebäude herum ans Wasser. Dann – ich traue meinen Augen nicht: hier dreht sich tatsächlich ein Wasserrad. Einige der hölzernen Radschaufeln sind bereits eingebrochen und zerschlissen, aber das Rad dreht sich unaufhörlich mit dem bekannten Rauschen und Plätschern des Wasserdurchflusses.

, der 81jährige „alte“ Müller kommt gerade mit dem Schlepper auf den Hof zurück. „Was wollt ihr denn wissen?“, fragt er uns, als wir ihn bitten, etwas zur der Mühle zu erzählen. Dann führt er uns doch ins Haus, nachdem es einen Augenblick so aussah, als wolle er die Arbeit nur für ein paar Augenblicke unterbrechen. „Aber den Mist muss ich noch holen, viel Zeit habe ich nicht.“ Wir setzen uns an den Tisch in der Wohnstube. Zwei Kinder machen neben uns Hausaufgaben, die kleineren spielen im Flur. Kinderreichtum ist hier Familientradition. Der Sohn , der ebenfalls mit seiner Familie in der Mühle lebt und arbeitet, hat zehn Kinder. Der Großvater Johann hatte gar 23 Kinder gehabt.

„Wir machen hier unseren eigenen Strom. 1898 hat mein Vater eine Schuckert-Maschine gekauft. Sie ist hier bis 1930 gelaufen, erzeugte 110 Volt Spannung, ein Langsamläufer mit 850 Touren.“ Das Licht wird heller und dunkler, abhängig von der Drehungsgeschwindigkeit des Wasserrades. Wir fühlen uns in den Anfangszeiten der Elektrizität zurückversetzt. „Nach dem Krieg haben wir etwa 20 Zentner Korn am Tag gemahlen, für die Bauern aus der Gegend. Heute wird das Mahlen immer weniger, es lohnt sich kaum noch. Das Wasserrad haben wir 1973 selbst gebaut. Es hat einen Durchmesser von sieben Metern. Wir leben von der Landwirtschaft, zur Mühle gehört auch ein Kuhstall.“

Josef Sebald steht auf, sagt, er müsse jetzt weiterarbeiten. Sein Sohn Konrad bringt ein handgeschriebenes Buch, das einst vom Großvater angelegt wurde. Es ist eine Art Kontobuch mit Eintragungen der Einnahmen und Ausgaben und einem jährlichen Namensverzeichnis der Menschen, die hier gearbeitet haben.

Darin ist auch zu lesen, dass die Mühle am 24. März 1801 abgebrannt ist, von der Familie wieder aufgebaut wurde. 1832 ist eine schlimme Dürre gewesen, im ganzen Jahr hat es keine zwei Tage hintereinander geregnet. Die Mühle hat aber auch etliche erlebt, das letzte, große war 1947. Außen am Haus ist eine Messlatte angebracht, wo der Höchststand des Wassers verzeichnet ist. Der höchste Punkt reicht bis über das Mittelkreuz der Fenster im Erdgeschoss.

Die Unberechenbarkeit des Wassers ist den Müllern bekannt, die Schneeschmelze im Frühjahr ist die gefürchtetste Jahreszeit, denn gegen Naturkatastrophen ist man machtlos. Aber auch die Technik birgt Gefahren:

„Am 23. Februar 1982 hatte ich einen schweren Unfall“, erzählt Konrad Sebald. „Ich wollte den Hauptriemen der Transmission auflegen. Der Keil der Riemenscheibe hat meinen Pullover am Ärmel erwischt und in die drehende Transmission hineingezogen. Ich habe mich mit der linken Hand festgehalten, der Pullover und das Hemd wurden mit heruntergerissen, mein Arm war gebrochen.“ Er zeigt uns die große Narbe, die am Unterarm verläuft. „Es war ein offener Bruch, die Ärzte wollten amputieren, doch ich sagte nein. Heute kann ich die Hand wieder normal bewegen, nur bei großer Anstrengung spüre ich einen leichten Schmerz. Ich hatte Glück, dass ich nicht meine Hand verlor.“

Als wir in die Mühle gehen, zeigt er uns die Riemenscheibe mit dem Keil. Tatsächlich bleibt man hier einmal hängen, so gibt es kein Entrinnen, das Wasserrad kann so schnell nicht angehalten werden.

Es wird spät, wir verabschieden uns. Schwere Arbeit, karger Lohn, denke ich, als wir wegfahren. Ob das die Kinder weiterführen?

Ich stehe am Fluß. Es ist Abend geworden, die Luft ist feucht und kühl. Mich fröstelt. Neben mir strömt die Wiesent über ein kleines . Das Wasser ist klar und sieht aus wie fließendes Eis. Ich fasse hinein. Eiskalt rinnt das Wasser hier. Wie lange schon? Tausende von Jahren?

Textabschnitt – Bildband „Die Wiesent – Der Fluß, die Burgen und das Licht“
Abb.: Mai 1982 Mühlenbesitzer Josef Sebald mit Herrn Lengerer und Hund Britta an der Wiesent an den Fischkästen am Anwesen Sebald mit Sicht auf den Brunnenweg
Abb.: Nankendorfer Mühle im Jahr 1988 aus Sicht vom
Abb.: 1988 die Nankendorfer Feuerwehr mit einer gemeinsamen Übung mit der Bundewehr in Nankendorf
Abb.: 1988 die Nankendorfer Feuerwehr mit einer gemeinsamen Übung mit der Bundewehr in Nankendorf
Abb.: Im Jahr 1988 fährt u. a. Altbürgermeister Josef Sebald in der Kutsche anlässlich des 75-jährigen Gründungsfest mit Kreistreffen von - den hinauf
Abb.: Teil des Umzugs des 75-jährigen Gründungsfest mit Kreistreffen von Bayreuth-Ebermannstadt auf der Hauptstraße Richtung
Abb.: 1989 trinkt Josef Sebald zusammen mit den Dorfbewohnern von Nankendorf fröhlich ein Bier
Abb.: Januar 1989 Altbürgermeister Josef Sebald, anlässlich seines 80ten Geburtstags, der vom 1. Hans Schweßinger der Stadt Waischenfeld gratuliert wird. Eine große Anzahl von Gratulanten war vor dessen Haus, der Nankendorfer Mühle, erschienen. Mit einem Fackelzug der Feuerwehr Nankendorf, des Schützenverein und der ging es vom Feuerwehrhaus zum Anwesen des Jubilars.

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3 Kommentare

  1. Hilly Stenglein
    02. Dezember 2015 23:08

    Obwohl ich selbst in der „Alten Mühle“ aufgewachsen bin, ist es immer wieder interessant unbekannte alte Fotos, geschichtliche Daten und Informationen über Nankendorf und unser Elternhaus zu sehen und zu lesen.

    Vielen Dank Johannes für dein Engagement!

  2. 04. Dezember 2015 20:32

    Hallo Hilly, vielen Dank für dein Kommentar. Es steckt zwar immer noch sehr viel Arbeit dahinter die Beiträge zu erstellen, aber dennoch macht es mir immer noch Freude die Informationen zusammenzutragen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

  3. Arnold Jutta
    10. Dezember 2015 19:08

    Hallo Johannes ,
    super schöne Bilder von der Mühle und unserem Opa.

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