Die Sage um die Dreifaltigkeitsmarter

Im siebten Teil der zehnteiligen Reihe “Sagen und Legen” geht es um die Sage um die Dreifaltigkeitsmarter in Nankendorf. Der Text stammt aus dem Buch “Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz”, erschienen im Verlag Palm & Enke, Erlangen 5. Auflage, ISBN 3789600849, herausgegeben von Heinz Büttner.

Zuvor bedanke ich mich ausdrücklich für die freundliche Genehmigung bei Verlag und Autor für die Veröffentlichung.

Viele Sagen wurden erlauscht und nacherzählt, viele andere Legenden zusammengesucht aus der weit verstreuten und kaum verfügbaren , die teilweise bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreicht.

Die Dreifaltigkeitsmarter oben am zwischen Nankendorf und

Diese steht oben am Rande einer großen Ackerflur, die dann in ein Waldgebiet übergeht. Uralt soll sie sein. An dieser Stelle soll die letzte Rast der Tochterkirchenpilger vor dem Einzug ins Dorf gewesen sein. Dort sollen die einzelnen Wallfahrten aufeinander gewartet haben, um sich zur großen Wallfahrt in die Kirche zu vereinen. Bevor die Marter stand, soll dieser Platz eine schlimme Stelle gewesen sein. Das breite Hoheitsgebiet, das gegen Osten von der Bürg abgeschlossen wird, war ein fürchterlicher Tummelplatz für das „Wütendkehr“ (wütende Heer).

Hier konnten sich die umholden Reiter austoben, wenn sie von Westen herangebraust kamen. Und da die Bürg einen Riegel gegen das Weitertosen vorschob, war hier die „Kehre“ (Wende) der Unheimlichen. Wehe, wenn der einsame Wanderer dieser Jagd begegnete! Schnell musste man sich platt auf die Erde legen, mit dem Gesicht nach unten. Einmal wurde einer Frau, die sich nicht schnell genug zu Boden geworfen hatte, das grüne Wettertuch in tausend Fetzen zerschlitzt. Stand ein Pflug in einer Wütendkehrnacht im Freien auf dem Felde, so fand am nächsten Morgen entweder nur demolierte Teile und die nicht alle, oder der Pflug hing auf einem der höchsten Bäume, für niemand erreichbar. Wehe, wenn sich ein Schaf beim Eintrieb verlaufen hatte und nicht mehr heimfand! Bestimmt hing der Balg samt Kopf und Klauen auf einem der höchsten Baumgipfel, während die Fleischfetzen überall verstreut lagen, wenn sie nicht schon das Raubzeug verzehrt hatte. Am schlimmsten wütete das „Kehr“ im geschnittenen Getreide oder in den Flachsrösten. Dann lag am nächsten Morgen das Korn im Wasser und in der Flachs im Kornacker. Nach solchem nächtlichen Spuk weinten am anderen Tag die betroffenen Bauern und streckten in ohnmächtigen Zorn ihre Fäuste gen Himmel. Da gab ihnen der Priester den Rat, nämlich an der unheimlichen Wende eine Marter zu errichten.

Aber der Spuk ging trotzdem weiter, den die Kehre des Wilden Heeres lag etwas tiefer an der Flurgrenze Nankendorf – . Deshalb stellte man eine zweite Marter auf, und zwar aus dem Holz eines Baumstammes, dessen Geäst der Zielpunkt des Spottes war. Man nannte diese Marter „Spreißelmarter“. Nun war der Schreck gebannt, denn der Weihsegen zog eine Banngrenze. Nun musste es seine „Kehre“ und damit auch sein Passiergebiet mehr gen Osten der Neubürg zu verlegen. Nach einer anderen Darstellung soll bei der Dreifaltigkeitsmarter ein Bierfuhrknecht mitsamt seinem Gespann verunglückt sein.

Gegenüber der „Spreißelmarter“ liegt der , der nach dem Hammerwerfergott Thor seinen Namen hat. Zu Füßen des Bergs lag einst das Dormannsgut, das entweder vom Krieg zerstört wurde oder im Laufe der Zeit verfiel. Um dieses Gebeit schlich der Höllenfürst in Gestalt eines riesengroßen, schwarzen Hundes mit feurigen Augen und bleckenden Zähnen. Da der Unheimliche die Leute auf ihrem Kirchgang erschreckte, bannte ihn einst ein Geistlicher ins dunkle Loch einer Berghöhle, dem Linnerer Loch 1). Dort hörte man den Wütenden manchmal fürchterlich rumoren, dass die Felsen wackelten. Die schwarzen Männlein im Bereich des Eisweihers nebenan waren wohl die Grenzhüter.

An einstigen Eisweiher ist im Wäldchen der Hexenstein, ein einsamer Felsblock, versteckt, dessen Name heute fast nicht mehr bekannt ist. Ihn umkreisten zu mitternächtlicher Stunden die Teufelsbräute und übten ihre Reitkünste für den Walpurgistag.

1) Am linken Steilhang des Wiesenttales im Norden von Nankendorf. Ein größeres, verzweigtes, niederes Gangsystem mit Raumerweiterungen, reiche diluviale Fauna, vorgeschichtliche Gefäßscherben

Auszug aus dem Buch „Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz“, erschienen im Verlag Palm & Enke, Erlangen 5. Auflage, ISBN 3789600849, herausgegeben von Heinz Büttner

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