Sagen und Legenden: Der grobe Knecht

Im neunten und vorletzten Teil der zehnteiligen Reihe „Sagen und Legen“ geht es um die Sage des groben Knechts. Der Text stammt aus dem Buch „Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz“, erschienen im Verlag Palm & Enke, Erlangen 5. Auflage, ISBN 3789600849, herausgegeben von Heinz Büttner.

Zuvor bedanke ich mich ausdrücklich für die freundliche Genehmigung bei Verlag und Autor für die Veröffentlichung.

Viele Sagen wurden erlauscht und nacherzählt, viele andere Legenden zusammengesucht aus der weit verstreuten und kaum verfügbaren , die teilweise bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zurückreicht.

Alle Schäfersbauern beahndelten ihr Vieh richtig, darum war auch das Stallglück daheim. Nun kam einmal ein neuer Knecht auf den Hof, der als Grobian verschrien war. Doch der Bauer dachte: „Mein zieht ihn schon!“. Was doch der Viehschinder nicht alles tat! Mit seinen Holzschuhen stieß er Ochs und Pferd an die empfindlichen Fußfesseln, dass die Tiere stampften, mit seinen Grobfingern griff er in die Nasenlöcher der Ochsen und bog ihre Köpfe zurück. Heimtückisch stach er sie mit dem Messer, oder steckte Nadeln in die Schwänze.

Als der Schäfersbauer auf diese Schindereien kam, drohte er dem Knecht mit der Kündigung. Damals war doch jeder Dienstbote froh um einem Platz, zumal wenn er beim einem Großbauern war. – Natürlich ärgerte sich der Knecht, deshalb trieb er seine Viehpeinigung auf dem Feld oder beim Holz- und Strohfahren weiter. Einmal hatte er's draußen wieder arg gemacht.

Als er das Vieh in den Stall brachte, hockte der Pöpl wieder auf seinem Brühschaff, das die Magd eben mit heißem Wasser gefüllt hatte. Zornig gab der Knecht dem vermeintlichen leibhaftigen Pöpl einen Rumpler. Da aber der Pöpl nur ein Schatten war, fiel der Knecht von den Stoß in die Luft selber „ärschlings“ in die heiße Tränkbrühe und verbrannte sich den Hintern schwer. Wie da der Pöpl kicherte, und dem Knecht erst recht der Zorn schwoll. Aus Wut stieß er nach dem Maul des Leitochsen, doch da regnete es Ohrfeigen rechts und links. Heulend und schimpfend rannte der Knecht in die Stube zum Bauern und wetterte auf den „Saupöpl“.

Der Herr ging in den Stall, da saß der Pöpl auf dem Rücken des drangsalierten Ochsen. Der Bauer sah die arge Verletzung des Tieres, nickte dem Pöpl dankbar zu und sprach zum Knecht: „Nimm dicht vor dem in acht, dem ist keiner gewachsen!“ Von jetzt ab wurde der Knecht freundlicher zu seinen Tieren, denn er fürchtete die Rache des Pöpls.

Auszug aus dem Buch „Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz“, erschienen im Verlag Palm & Enke, Erlangen 5. Auflage, ISBN 3789600849, herausgegeben von Heinz Büttner

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