Die Fränkische Schweiz 1929 – Ein lohnendes Ziel für die Sommerreise

Seitdem die Deutsche Digitale Bibliothek das Deutsche Zeitungsportal im letzten Jahr startete, können nun historische Zeitungen aus mehreren Jahrhunderten digital durchsucht und gelesen werden.

Knapp 600.000 historische Ausgaben von 1671 bis 1950 stehen im Portal digital und kostenlos zur Verfügung. Das Angebot wird fortlaufend ausgebaut.

Mit der Suchfunktion konnte ein Reiseartikel vom 14. Juli 1929 der Berliner Börsen-Zeitung, Morgenausgabe des Datengebers Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz gefunden werden.

Zuvor bedanke ich mich recht herzlich bei Alexander Pavel und seinen wirklich empfehlenswerten Blog Wandern mit Kindern in Franken für die Genehmigung zur Veröffentlichung des Bildmaterials.

Die „“ – Ein lohnendes Ziel für die Sommerreise. – Von August Sieghardt (Nürnberg).

Von den Tausenden und Abertausenden, die allsommerlich nach dem Süden fahren, ins Bayerische Hochland oder in die Alpen Tirols und der Schweiz, ahnen bei der Fahrt durch Franken wohl die wenigsten, welch ein wunderschönes Mittelgebirge sich hinter den Höhen zwischen , , Erlangen. Nürnberg und verbirgt. Diese engen, tiefeingeschnittenen Täler, diese bizarren Felsgebilde, die stolzen Schlösser, malerischen Burgen und stimmungsvollen Ruinen, die großartigen, in ihrer Ausdehnung und anlange überwältigenden Tropfsteinhöhlen wie hier gibt es in diesem beschränkten geographischen Ausmaße wohl kein zweites Mal in deutschen Landen.

Man zählte in der Fränkischen Schweiz, in einem Gebiet von etwa 55 Kilometern Durchmesser, ehedem nichtweniger als rund 120 Burgen und Schlösser und etwa 50 bedeutendere Höhlen. Hier ist alles, aber auch alles aufs Romantische, Poetische, Biedermeierliche und Kleinstädtische eingestellt. Und gerade das ist der Grund, dass jeder, der einmal diese Täler durchwandert hat, die Fränkische Schweiz für zeitlebens liebgewinnt. Ernst Moritz Arndt, Ludwig Richter, Tieck, Wackenroder, Ludwig v. Knebel (der Freund Goethes). Fürst Pückler-Muskau, Immermann und Victor v. Scheffel haben dieses reizende Ländchen in allen Tonarten gepriesen und ihr Lob der Welt verkündet. Richard Wagner wählte den Blick, den man im Wiesenttal oberhalb der Sachsenmühle auf das 175 Meter hoch über dem Tal thronende hat, als Motiv für seine Gralsburg. Und in neuester Zeit hat sich auch die Bühne dieser Gegend angenommen durch Aufführung des dreiaktigen Volksschauspiels „Die von Gößweinstein“.

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Karl Brückner Anlage in Gößweinstein – Von Gößweinstein entlang der Püttlach nach Pottenstein – Wandern mit Kindern in Franken

Von der Eisenbahn wird die Fränkische Schweiz in der Hauptsache nur an ihrer Peripherie berührt. Im Osten von der Station Pegnitz aus bringt das Postauto den Besucher noch , im Süden die Linie Nürnberg-Nordostbahnhof nach Gräfenberg. im Westen die Lokalbahn von Erlangen ebenfalls nach Gräfenberg und im Nordwesten die Lokalbahn von Forchheim über nach Muggendorf und Heiligenstadt. Diese Orte sind also die Haupteingangspunkte zur Fränkischen Schweiz. Wer von Sachsen kommt, der kann in Bayreuth aussteigen und mit der Zweigbahn nach dem Städtchen fahren, dem nördlichsten Punkt der Fränkischen Schweiz.

Hauptbahnstationen sind an der Linie Saalfeld—München die Plätze Bamberg oder Forchheim, von Süden her Nürnberg oder Forchheim und an der Linie Hof—Regensburg die Station Pegnitz oder Bayreuth. Von hier aus bestehen überall Nebenbahn- oder Autoanschlüsse. Als Haupt-Sommerfrischen gelten Ebermannstadt, Streitberg, Muggendorf, Behringersmühle, Gößweinstein, Pottenstein, und Gräfenberg. Ebermannstadt ist ein freundliches Landstädtchen an der , am westlichen Eingang zur Fränkischen Schweiz und hat sich in letzter Zeit als sehr billige, bescheidene Sommerfrische einen Namen gemacht, die in erster Linie für Leute, die der Ruhe bedürfen, geeignet ist. Von hier zweigt die Bahn ab nach Heiligenstadt und nach Muggendorf.

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Aussicht vom Kreuzstein – Vom Kreuzstein ins herrliche Leinleitertal -Wandern mit Kindern in Franken

Heiligenstadt ist ein großes Dorf im Leinleitertal, hoch über den Ort ragt die Burg Greifenstein empor. In seiner Nähe liegt Aufseß mit seinen zwei Schlössern. Von dort wandert man nordwärts über Hollfeld nach dem durch die Schwester Friedrichs des Großen berühmten ehemaligen markgräflichen Lustschloss Sanspareil mit seinem Park, und durchs obere Wiesenttal nach den burggeschmückten Orten Freienfels und Wiesenfels. Verfolgt man aber das Aufseßtal flussabwärts, so kommt man vorbei an der Burgruine Wüstenstein nach Streitberg, dem eine dreiviertel Stunde von Ebermannstadt entfernten, bekannteren Kurort der Fränkischen Schweiz, über dem sich auf steilem Fels die Trümmer der Streitburg erheben. Er hat nicht nur vortreffliche Gasthöfe, die auch verwöhnten Ansprüchen genügen, sondern auch ein großes, modern eingerichtetes Sanatorium. 1905 wurde hier eine Tropfstein-Galeriehöhle, die Binghöhle, entdeckt. Wer nach Streitberg kommt, wird auch das reizende, historische Pilgerstübchen in der alten Hertleinschen Kurhausbrenner besuchen, dass schon Scheffel besungen hat.

Nur ein halbes Stündchen landeinwärts liegt der älteste Erholungsort der Fränkischen Schweiz, der malerische Marktflecken Muggendorf mit seinem Kurhaus und der Rosenmüllershöhle. Von hier ab wird das Tal immer enger. Die Bahnlinie ist zu Ende, und wer nicht gut zu Fuß ist, kann das Postauto benützen, dass ihn in rascher Fahrt durchs Wiesent- und bringt. Oberhalb Muggendorfs liegt der hervorragende Aussichtspunkt Adlerstein (531 Meter) und das fantastische Quackenschloss, in der Mitte der 8 Kilometer langen Talstrecke das entzückende Felsenschlösschen Burggailenreuth mit seiner berühmten Zoolithen Höhle.

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Blick auf Mystische Orte rings um Waischenfeld – Wandern mit Kindern in Franken

Immer der tiefgrünen Wiesent zur Seite, über der sich zu beiden Seiten großartige Felspartien auftürmen, kommen wir über die Sachsenmühle zur Stempfermühle, in der die Erlanger Studenten ihre Exkneipe haben. Kurz zuvor aber öffnet sich ein einzigartiger Blick aus das in schwindelnder Höhe thronende, ringsum von Felsen umgebene Schloss Gößweinstein mit seinen zierlichen Giebeln, Erkern und Zinnen. Der Marktfrieden Gößweinstein, direkt über der Stempfermühle gelegen, ist ein Haupffremdenplatz der Fränkischen Schweiz, berühmt als Wallfahrtsort und besuchenswert schon durch seine imposante, von Balthasar Neumann-Würzburg erbaute Wallfahrtskirche.

Tief unten, am Zusammenfluss von vier Tälern, liegt das Dorf Behringermühle, eine bevorzugte Sommerfrische. Von hier kann man das Wiesenttal aufwärts über die einsame Schottermühle (bekannt durch ihre großen Pfannkuchen), über die geheimnisvolle Riesenburg zum weltentrückten Gasthaus Doos und weiter durchs wildromantische Rabenecker Tal zur Burg und zum Städtischen Waischenfeld.

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Felsmassiv des Ofenhafenfelsens im Zeubachtal – Von Waischenfeld ins sagenumwobene Nankendorf – Wandern mit Kindern in Franken

Das Püttlachtal ist wohl das schönste Tal der Fränkischen Schweiz. Pottenstein überragt ein altes Felsenschloß. Von hier sind nur zwanzig Minuten zur Teufelshöhle im Weihersbachtal, die, 1923 entdeckt und elektrisch beleuchtet, eine der größten Tropfsteinhöhlen Mitteleuropas darstellt mit Knochen und Skelette von über 100 Höhlenbären. Nahe der Teufelshöhle liegt das 1926 eröffnete Kurbad Pottenstein. ein Familien- und Felsenschwimmbad mit sportlichen Anlagen und Restauration, das größte dieser Art in Süddeutschland, mit wundervollen Terrassen und Felsenschluchten.

Am Ausgang des Weihersbachtales, eine halbe Stunde vom Bad entfernt, lädt die Schüttersmühle, ein bekannter Luftkurort mit Hotel und Pension mitten im Walde, zur Einkehr. Im Süden der Fränkischen Schweiz ist das Hauptwandergebiet das Trubachtal mit Egloffstein, von der 587 Meter hohe Wichsenstein besucht wird, der eine umfassende Aussicht gewährt.

Weiter südwärts kommen noch in Frage der freundliche Marktflecken Hiltpoltstein, das mit künstlerischen Malereien geschmückte Städtchen Gräfenberg und das alte Burgstädtchen Betzenstein. Auch in Pegnitz selbst lässt sich’s recht angenehm wohnen. Wer zum ersten Mal in die Fränkische Schweiz kommt, der wird diesem wunderschönen Ländchen mit seiner freundlichen Bevölkerung und seinen vortrefflichen Einkehrstätten ein guter Freund werden.

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