Tauwetter bringt Hochwasser an die Wiesent

Am vergangenen Freitag, 29. Januar kam es durch Tauwetter vielerorts in Deutschland, , und hier bei uns in Oberfranken zu kleineren und größeren Hochwasser. Auch die Wiesent, welche seine Quelle im Westen von Steinfeld hat, war vom betroffen.

Der Wasserstand des 78 km langen Hauptfluss der Fränkischen Schweiz nahm seit der schnell angestiegenen Schneeschmelze seit Donnerstagabend, 28. Januar immer schneller zu. Sehr kritisch wurde es in Nankendorf bis Waischenfeld in der Zeit von 16.30 bis 21 Uhr. In dieser Zeit stieg der Pegel so schnell an, dass man als Flussanrainer binnen weniger als eine Stunde sein Hab und Gut in Sicherheit bringen, und damit Haus und Hof schützen musste.

Titel-Abb.: The Day After: Das der Nankendorfer der Familie Sebald – Januar 2021 – Quelle: Martin Sebald
Abb.: The Day After: Das Wehr der Nankendorfer Mühle der Familie Sebald – Januar 2021 – Quelle: Martin Sebald

In dieser Notsituation konnte die Familie Sebald von der Nankendorfer Mühle mit Unterstützung der Familie, der Freiwilligen Feuerwehr Nankendorf und der Freiwilligen Feuerwehr Waischenfeld das Wohnhaus mit ehemaliger Getreidemühle vor dem Hochwasser schützen. Dabei wurden alle Türen mit Folien, Brettern und Sandsäcken verbarrikadiert. Damit konnte zum Glück kein Wasser in das Gebäude gelangen.

Bereits aufgrund jahrelanger Erfahrung, wurde Tage vorher an der Nankendorfer Mühle die Schützen, die Bretter am Wehr und die „Bullen“ Freitagfrüh geöffnet, um das Wasser schneller abfließen zu lassen. Trotz der Vorsichtsmaßnahmen verwandelte sich die zu einem tobenden und reißenden Fluss, der viel Treibholz, Äste und Gestrüpp in seinem braunen Wasser mit sich führte. Der Unrat staute sich an der auf drei Tonnen begrenzten Holzbrücke und am Stahlgeländer des Radwegs nach .

Teilweise wurde der und damit die Straßenverbindung zum so stark überflutet, dass ein Gehen oder Befahren fast oder nicht mehr möglich war. Der Höchststand wurde am Freitag, um 20 Uhr erreicht. Es dauerte bis zum Samstagmorgen 04 Uhr, bis das Wasser der Wiesent wieder die Straßen, Haus und Hof freigegeben hatte. Heilfroh kann man sein, dass nach unserem Wissen keine Personen oder Tiere verletzt wurden.

Vielen Dank an Martin Sebald für die Bereitstellung der Fotos.

Abb.: Das Hochwasser an der Nankendorfer Mühle – 16 Uhr, 29. Januar 2021 – Johannes Sebald
Abb.: Das Hochwasser an der Nankendorfer Mühle – 19 Uhr, 29. Januar 2021 – Johannes Sebald
Abb.: Das Hochwasser an der Nankendorfer Mühle – 19 Uhr, 29. Januar 2021 – Johannes Sebald
Abb.: Das Hochwasser an der alten Holzbrücke zum Auberg – 19 Uhr, 29. Januar 2021 – Johannes Sebald
Abb.: Das Hochwasser an der Nankendorfer Mühle – 19 Uhr, 29. Januar 2021 – Johannes Sebald
Video: Das Hochwasser an der Nankendorfer Mühle – 19 Uhr, 29. Januar 2021 – Johannes Sebald, Annemarie Fuhrmann
Abb.: Am Morgen danach ist das Hochwasser an der Nankendorfer Mühle zurückgegangen –  07 Uhr, 30. Januar 2021 – Annemarie Fuhrmann

Die letzte Studie in Form eines „Erläuterungsbericht Maßnahmen zur Verbesserung der Hochwasserabflusssituation Nankendorf-Waischenfeld“ wurde im April 2012 vom Hof in Auftrag gegeben. Dieser Bericht wurde im Jahr 2014 in einer öffentlichen Stadtratssitzung in Waischenfeld vorgestellt. Mehr Informationen finden Sie dazu im Beitrag Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Seitdem hat sich die Situation des Hochwasserschutzes für Nankendorf nicht verbessert.

Die Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten Waischenfeld Bayreuth (Berichtstand: 22.12.2019, Blattschnitt K4, Beiblatt) vom Bayerisches Landesamt für Umwelt, listen im Risikomanagement auf, dass anscheinend zu wenige Einwohner davon betroffen wären, um damit eine Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen durchzuführen:

  • häufiges Hochwasser (HQhäufig) [22 Einwohner]
  • 100-jährliches Hochwasser (HQ100) [41 Einwohner]
  • Extremhochwasser (HQextrem) [65 Einwohner]
Abb.: Screenshot des 472197_Beiblatt_Waischenfeld_Wiesent.pdf zu Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten Waischenfeld vom Bayerisches Landesamt für Umwelt – Januar 2021

Im Jahr 2019 wurde nach Beauftragung durch die Stadt Waischenfeld, eine weitere Statik-Untersuchung der Holzbrücke vorgenommen. Als Ergebnis der Untersuchung wurde die in Kategorie Rot eingestuft. Wann und in welcher Form ein unausweichlicher Neubau der Brücke kommen wird, steht weiterhin nicht fest. Ohne Neubau der Brücke als mögliche freiliegende Rad- und Gehwegbrücke, werden sich auch die nächsten Hochwasser weiterhin zurückstauen, und die Flussanrainer weiterhin in Gefahr bringen.

Mithilfe des UmweltAtlas vom Bayerisches Landesamt für Umwelt, können Karten von Naturgefahren der Geodateninfrastruktur Bayern eingesehen werden. Direktlink zur Karte für Nankendorf mit Hochwassergefahrflächen HQ100.

Abb.: Screenshot der Karte mit Hochwassergefahrflächen HQ100 des UmweltAtlas vom Bayerisches Landesamt für Umwelt – Januar 2021

Es ist lobenswert, dass man als Bürger durch das Länderübergreifende Hochwasserportal (LHP) können Informationen und Warnungen zur aktuellen Hochwassergefahr abgerufen, oder mit der DWD-WarnWetter-App per Push-Benachrichtigung gewarnt werden.

Mit der App Meine Pegel – Apps bei Google Play und Meine Pegel im App Store (apple.com) können seit Ende 2021 für die Wasserstände bei Nankendorf und Waischenfeld der Messstationen Plankenfels (Truppach) und Behringersmühle (Wiesent) eine Push-Benachrichtigung eingerichtet werden.

Der Wasserhöchststand von 308 wurde am 29.01.2021 um 18:45 Uhr in (Truppach) erreicht. Quelle: Wasserstand Plankenfels / Truppach (bayern.de) – Zeitraum 28.01.2021 bis 31.01.2021

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Ein Kommentar

  1. Vroni
    05. Februar 2021 14:56

    Gott sei Dank ist das noch mal gut ausgegangen! zwischendurch hatte ich echt mal Bedenken, dass das Wasser noch höher steigen wird. Mit gemeinsamen Kräften haben wir alle Türen mit Brettern und Sandsäcken verbarrikadiert, für alle Fälle. Aber diesmal hatten wir Glück, das Wasser hat zwar an der Küchentüre angeklopft, sich in der Nacht dann aber zurückgezogen.
    Am nächsten Morgen haben wir die Spuren beseitigt, die das Wasser hinterlassen hat: feine Schlämme, Algen und Äste, mit Einsatz von Hochdruckreiniger und Besen. Außerdem noch kurz die hundertundeins Sandsäcke (je 16 kg) zum Bulldog tragen, aufs Blech aufladen und nach Waischenfeld zurückfahren (Leihgabe der Feuerwehr). Und die hauseigenen Sandsäcke mussten auch aufgeräumt werden.

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